Der New Yorker Marketingprofessor Scott Galloway warnt vor einer Übermacht der vier Technologieunternehmen Amazon, Apple, Facebook und Google und fordert die Zerschlagung der Konzerne.

Facebook, Google und co. – sollten sie zerschlagen werden?

„Es wäre gut, Google, Apple, Facebook und Amazon zu zerschlagen!“ so die provokante Forderung von Marketingprofessor und Buchautor Scott Galloway.

In seinem Buch „The Four – Die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook und Google“ beschreibt er wie die vier Technologie-Giganten so erfolgreich geworden sind und welche Schwierigkeiten daraus entstanden.

Die Unternehmen seien zu mächtig geworden, in vielen Märkten auf dem Weg zu einem Monopol, vernichten Arbeitsplätze und zahlen keine Steuern, lautet seine Begründung.

Vor allem die Monopolstellung der Unternehmen in ihrem Bereich sei ein großes Problem. Google zum Beispiel hat einen Anteil von 90 Prozent am Suchmaschinenmarkt. Facebook wiederum verfügt bei den sozialen Kommunikationsdiensten in den USA über einen Marktanteil von mehr als 75 Prozent, ähnlich wie Amazon im E-Book-Markt.

„Der Schlüssel zum Kapitalismus sind wettbewerbsfähige Märkte, doch die Märkte sind nicht mehr wettbewerbsfähig.“ erläutert Galloway. Laut dem Kritiker der Tech-Schwergewichte könnten die vier Konzerne viel zu frei agieren, Strafen blieben aus, oder seien deutlich zu schwach. Er forderte die Europäer auf, entschiedener gegen die Unternehmen vorzugehen. Das hätte die USA versäumt. „Europa muss das tun, wozu wir nicht fähig waren.“

 

Galloways Forderung stößt auf positive Resonanz in der deutschen Politik

 

„Große Internetkonzerne und ihr Zugang zu Daten haben die Tendenz, Monopole zu bilden und eine marktbeherrschende Rolle zu spielen“, sagte Matthias Machnig, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, gegenüber WELT. Dies könne dazu führen, dass ein fairer Wettbewerb gefährdet sei.

Die Konzerne aus dem Silicon Valley stehen auch wegen des Umgangs mit den meist exklusiven Daten von Milliarden Nutzern weltweit in der Kritik. Dieses Datenmonopol verschafft den vier Konzernen eine Markmacht, mit der andere Unternehmen nicht konkurrieren können.

„Die Konzentration von höchstpersönlichen Daten und Informationen von Milliarden Menschen weltweit in der Hand von wenigen Werbeunternehmen wie Facebook, Google & Co. birgt ein enormes Missbrauchspotenzial.“ betonte Andrea Nahles in einem Gastbeitrag im Handelsblatt. Sie plädiert in ihrem „Daten-für-alle-Gesetz“-Vorschlag, dass die Digitalkonzerne dazu verpflichtet werden, einen „anonymisierten und repräsentativen Teil“ ihrer Datenschätze öffentlich zu teilen, insofern deren Marktanteil einen festzulegenden Wert zu einer bestimmten Zeit überschreite. Sollten sich die mächtigen Internetunternehmen darüber hinaus ihrer Verantwortung dauerhaft entziehen, „werden wir in der EU darüber diskutieren müssen, ob eine Aufspaltung der Konzerne notwendig ist“, so Nahles weiter.

 

Keine rechtliche Handhabe für die Zerschlagung der Konzerne

 

Galloway schlägt eine Zerschlagung der 4 Digitalkonzerne in mehrere Unternehmen vor, in dem WhatsApp und Instagram wieder aus Facebook herausgelöst werden, Amazon Web Services vom Handelsgeschäft von Amazon abgespalten werden oder iTunes von Apple getrennt wird. „Die Zerschlagung ist richtig, weil wir Kapitalisten sind. Sie schafft mehr Innovationen, mehr Wettbewerb und mehr Arbeitsplätze“, argumentiert Galloway. Die Entkoppelung von Microsofts Browser vom Betriebssystem führt er als Beispiel an, dass den Wettbewerb in diesem Markt erst wieder ermöglicht habe.

Größe oder Marktmacht sind bei aktueller Rechtslage allerdings keine relevanten Gründe für eine Zerschlagung. Erst der Missbrauch der Marktmacht zu Lasten der Wettbewerber oder der Verbraucher kann den rechtlichen Anlass liefern. Google habe die Monopolstellung von Android zugunsten anderer Google Dienste missbraucht, warf die EU-Kommission dem US-Konzern Mittle Juli vor und verhängte eine Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro. Eine Zerschlagung von US-Unternehmen wie Google oder Facebook aus Europa heraus ist allerdings kaum möglich.

 

Widerspruch von Forscher McAffe und Kartellspezialist Zingales

 

Widerspruch bekommt Galloway von MIT-Forscher Andrew McAfee. „Ich widerspreche kategorisch und kann die Argumente nicht nachvollziehen. Die Plattformen gehören zu den größten Innovatoren der Welt und die Konsumenten profitieren von ihnen. Wettbewerb ist das einzige Argument, über das man diskutieren kann, da niemand mehr ein soziales Netzwerk startet“, sagte McAfee.

Der Kartellspezialist Luigi Zingales ist gegen eine Zerschlagung der Technologie-konzerne. Die Konsequenzen wären nicht abzuschätzen. Er plädiert im Spiegel-Interview für eine neue Definition von Eigentumsrechten für die digitale Zeit, sowie für Regulierungen die es Konsumenten leichter macht, Informationen und Daten zu transferieren. Auf diese Weise würde der Markt wieder für Wettbewerber attraktiv gemacht, so dass echte Konkurrenz entstehen könnte. Dazu müsste allerdings zuerst das amerikanische Wettbewerbs- und Kartellrecht reformiert werden.